"Am Anfang der Genesis steht geschrieben, dass Gott den Menschen erschuf, um über die Vögel, die Fische und generell alle Tiere zu herrschen. Natürlich wurde die Genesis von einem Menschen geschrieben, nicht zum Beispiel von einem Pferd. Es ist keineswegs sicher, dass Gott wirklich wollte, dass der Mensch über seine anderen Kreaturen herrscht. Wahrscheinlicher ist, dass der Mensch Gott erfunden hat, um die Autorität zu heiligen, die er sich angeeignet hat, indem er sie der Kuh und dem Pferd entriss. Ja, das Recht, ein Reh oder eine Kuh zu töten, ist das Einzige, was die gesamte Menschheit vereint, selbst in den blutigsten Kriegen.
"Dieses Recht erscheint uns selbstverständlich, weil wir an der Spitze der Hierarchie stehen. Es genügt jedoch, dass ein Dritter ins Spiel kommt, zum Beispiel ein Besucher von einem anderen Planeten, dem Gott gesagt hat: "Du wirst über die Kreaturen aller anderen Sterne herrschen", und die gesamte Autorität der Genesis wird automatisch in Frage gestellt. Der Mensch, der von einem Marsmenschen an eine Kutsche gespannt wird oder vielleicht von einem Bewohner der Galaxie am Spieß geröstet wird, könnte sich dann an das Rindersteak erinnern, das er oft auf seinem Teller zerschnitt, und (zu spät) um Vergebung von der Kuh bitten."

In "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins", vielleicht Kunderas berühmtestem Roman nach "Der Scherz", der ihm weltweite Anerkennung verschaffte, führt uns der Autor vor dem Hintergrund der modernen politischen Geschichte und unter dem Vorwand einer labyrinthartigen Liebesaffäre durch das Abenteuer der menschlichen Existenz, mit Gesprächspartnern wie Parmenides, Nietzsche, Beethoven und anderen. Mit seinem bekannten Humor und bitterem Sarkasmus spricht er mit uns über Liebe und Sex, die dissonante Sprache der Liebenden, ästhetischen und politischen Kitsch sowie die verschiedenen Imperative, die "Müssen", die das menschliche Leben definieren und das Gewicht seiner Leichtigkeit zunehmend unerträglich machen.