Die vorliegende Arbeit untersucht in erster Linie die wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen eines möglichen Austritts Griechenlands aus der Eurozone (Grexit) unter Berücksichtigung der politisch-wirtschaftlichen Strukturen und Traditionen des Landes (siehe Einleitung). Der Austritt wird wieder auf die europäische Agenda zurückkehren, wenn das neue Wirtschaftsanpassungsprogramm (drittes Memorandum), das im Juni 2016 abgeschlossen wurde, letztendlich scheitert.

Nach Ansicht des Autors enthält das neue Memorandum (wie die vorherigen) ein radikales und grundsätzlich liberales Programm zur Bewältigung der Versäumnisse des Staates und der umfassenden rentenorientierten Gesellschaft mit weit verbreiteter Korruption und Abhängigkeit von Krediten. Es steht jedoch einer einzigartigen Mischung aus egoistischen Eliten, politischen Traditionen (klientelistische Beziehungen), mächtigen Wirtschaftsinteressen und Interessengruppen, schwachen formalen Institutionen, dominierenden Ideen und zugrunde liegenden Werten gegenüber. Diese Mischung entspricht weitgehend dem extraktiven Modell von Acemoglu und Robinson. Diese Faktoren werden sich auch im Falle eines Austritts des Landes aus der Eurozone auswirken.

Wirtschaftlich gesehen wird die Rückkehr zur nationalen Währung das Land in eine neue tiefe Rezession stürzen und die Hoffnungen auf eine Rückkehr zu Wachstum in einer unsicheren Zukunft aufschieben. Es könnte einen Teufelskreis aus Abwertungen-Inflation-Abwertungen verursachen und aufgrund der Dynamik des politisch-wirtschaftlichen Systems eine Kontrolle der öffentlichen Finanzen unmöglich machen. Der Austritt aus der Eurozone (oder sogar aus der EU) würde zu einer lähmenden Binnenorientierung des politischen Systems führen. Der Zugang zu öffentlichen Ressourcen (z. B. aus der EU) würde dramatisch eingeschränkt werden.

Folglich wird die allgemeine Ausrichtung der Wirtschaftspolitik von Unsicherheiten belastet sein, die eine langfristige Erholung behindern werden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die griechische Politik ohne Kompass agieren wird und daher mit einer höheren Mauer der Unzuverlässigkeit kollidieren wird.

Schließlich würde ein neuer starker Einkommensrückgang nach dem Austritt aus der Eurozone und das Wiederauftreten von Arbeitslosigkeit und Unsicherheit zu einer neuen Welle von Streiks, harten Forderungen und anti-institutionellen Praktiken führen, möglicherweise in einem Teufelskreis von Gewalt und Gegenmaßnahmen gegen die Macht und letztendlich zu politischer Instabilität. Politischer Extremismus und populistischer Nationalismus würden gestärkt werden.

Der Autor kommt zu dem Schluss, dass im Vergleich zum Austritt aus der Eurozone (und der EU) die Wahl der Umsetzung des Anpassungsprogramms, des Verbleibs in der EU und der Eurozone sowie der Lösung der Schulden innerhalb dieser Option vorzuziehen ist.