Ich habe über fünfzig Jahre dem Studium des antiken Griechenlands gewidmet: Ich habe mich mit seiner Religion, seiner Literatur, seinen Institutionen, seinen bildenden Künsten, seinen Wissenschaften und seiner Philosophie beschäftigt. Um es besser zu verstehen, habe ich versucht, selbst griechisch zu werden, sowohl in der Denkweise als auch in der Wahrnehmung der Dinge. Welche Lehren habe ich daraus gezogen? Erstens die Forderung nach absoluter Freiheit des Geistes: Kein Verbot, keine Doktrin in irgendeinem Bereich darf eine kritische Untersuchung, eine Untersuchung ohne Vorurteile, behindern. Zweitens, dass die menschliche Existenz einer Person mit ihrer Qualität als Bürger verbunden ist, mit ihrer aktiven Teilnahme an einer Gemeinschaft von Gleichen, in der niemand Macht über einen anderen ausüben kann. Schließlich, dass diese Welt, an der wir alle teilnehmen, schön ist, dass sie uns definiert und uns bei weitem übersteigt, dass sie uns zerstören kann, aber wir sind verpflichtet, mit Dankbarkeit alle Möglichkeiten anzunehmen, um alles Wunderbare zu entdecken, das sie uns offenbart: ihre Lichter, aber auch ihre Schatten und ihre Dunkelheit.

"Limits" ist der zweite Band der Texte, die Jean-Pierre Vernant unter dem allgemeinen Titel "Zwischen Mythos und Politik" gesammelt hat. Es ist auch das letzte Buch des Autors, in dem - seinen eigenen Worten zufolge - "die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen verschiedenen Vergangenheiten, zwischen der distanzierten Objektivität des Wissenschaftlers und der emotionalen Beteiligung des Kämpfers erforscht werden, eine Distanz, die letztendlich in jedem von uns existiert, zwischen unseren Erinnerungen und der Substanz selbst".