In einer Zeit, in der die Aussicht auf einen totalen Klimawandel und die Risiken steigender Temperaturen und Dürren in bestimmten Gebieten konkreter werden, wird die Bewirtschaftung von Wüstengebieten dringend. Wüstenbildung ist ein besonders komplexes Phänomen und wie aus dem Lesen der Texte dieses Bandes hervorgeht, bestehen enge Verbindungen und vielfältige Wechselwirkungen zwischen Klima, geodynamischen, biologischen und menschlichen Faktoren, die zum Auftreten des Phänomens beitragen. Aber es ist auch schwierig zu definieren und zu erfassen. Für die lokalen Bevölkerungen von Bauern und Viehzüchtern, die in schrumpfenden demografischen Gebieten leben, bedeuten Ausdrücke wie "der Ort ist ruiniert" oder "der Ort ist verwildert" die Perspektive der lokalen Gemeinschaft, die das Ereignis als soziale Wüstenbildung und Rückzug der lokalen Kultur vor der wilden Natur erlebt.

Die Veröffentlichung dieses Bandes ist eine bewusste Wahl der monodisziplinären Arbeit. Die unterschiedlichen Perspektiven bei der Herangehensweise an die Wüstenbildung als typisches Produkt sozialer und natürlicher Beziehungen bieten eine Vielzahl von Ansichten und zwingen individuelle Analysen dazu, sich zu öffnen und ständig in Frage gestellt zu werden. Die in dem Band enthaltenen Texte ermöglichen es den Lesern, herauszufinden, wo sich die Analysen von Autoren aus verschiedenen wissenschaftlichen Kulturen überschneiden und wo sie sich unterscheiden. In einer Ära ständiger Infragestellung wissenschaftlicher Gewissheiten und des Aufstiegs des Relativismus bietet die Fähigkeit, mehrere und unterschiedliche, aber gleichwertige Interpretationen vorzustellen, eine neue Dynamik für die Erforschung der Wüstenbildung.