Dieses klassische Werk ist eine Geschichte der Wege, auf denen Anthropologen über "primitive Gesellschaften" gedacht haben. Ihre Erforschung war eines der Programme, die die Anthropologie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Wissenschaft etablierten. Es war eine spezialisierte Anstrengung innerhalb eines breiteren Diskurses, der sich damals mit der Erforschung der "primitiven" Mentalität und theoretischen Vermutungen über den Ursprung von Sprache und Religion befasste. Alle diese Fragen waren eng mit der großen darwinistischen Frage nach den Ursprüngen des Menschen verbunden. Die eigentümliche, moderne Version der Idee der "primitiven Gesellschaft" ist jedoch ein eigenes Thema.
Die westliche Fiktion zeigt tiefe Kontinuitäten in Bezug auf entfernte Völker und entfernte Vorfahren. Die einfallsreichen Juristen, die in den 1860er und 1870er Jahren über "primitive Gesellschaften" schrieben, hatten Konflikte im Sinn, die bis zweieinhalbtausend Jahre zurückverfolgt werden konnten. Der "Barbar" der alten Griechen und der "Wilde" der Europäer aus dem Zeitalter der Entdeckungen wurden zum "Primitiven" der Anthropologen. Adam Cooper zeigt auf, wie sich der Mythos des "Primitiven" durch aufeinanderfolgende Transformationen entwickelte und von verschiedenen theoretischen Schulen übernommen wurde und verschiedenen ideologischen Strömungen diente, weil die "primitive Gesellschaft" das Spiegelbild des Modernen ist, die fantastische Umkehrung der westlichen "Zivilisation". In ihrer heutigen Form trägt das "Primitive" die Namen "indigen" und "autochthon", was eine romantisierte Reaktion auf "Zivilisation" und "Wissenschaft" widerspiegelt.
Durch faszinierende Einblicke in die klassischen Texte der Anthropologie und unter Bezugnahme auf zeitgenössische Versionen des Mythos der "primitiven Gesellschaft", die in der "indigenen Völkerbewegung" wiederbelebt wird, zeigt Cooper, wie fehlerhafte Positionen die Grundlage für wissenschaftliche Forschung und politische Programme bilden können.