Dieser Text bringt eine wirtschaftliche Perspektive in die Diskussion über die Revision der Verfassung ein. Er untersucht, wie verfassungsrechtliche Regeln die Politik (Regierung, einzelne Mitglieder, parlamentarische Mehrheit und potenzielle Minderheit als Mehrheit) "binden" können, um kurzfristige, opportunistische und populistische Entscheidungen zu verhindern, ohne die wesentlichen Merkmale der Demokratie zu untergraben. Einfacher ausgedrückt: Wie kann man das Patronagesystem disziplinieren und seine wirtschaftlichen Kosten durch verfassungsrechtliche Regeln reduzieren?
Die Analyse greift wesentliche Elemente aus milden Versionen der Public-Choice-Theorie auf, die bei der Untersuchung politischer Phänomene - und damit auch verfassungsrechtlicher Entscheidungen - verwendet werden. Ihre grundlegende Annahme ist, dass Regierungen, Bürokratien, Interessengruppen usw. aus Individuen bestehen, die unter anderem bestrebt sind, ihre eigenen Interessen zu befriedigen (innerhalb eines restriktiven institutionellen und sozialen Rahmens).
Die Public-Choice-Theorie liefert Antworten auf Fragen, die andere Theorien nicht stellen oder nicht zufriedenstellend beantworten. Typische Beispiele sind die Verwendung von Haushaltsmitteln durch Regierungen zu Wahlzwecken ("politischer Haushaltszyklus"), Missmanagement gemeinsamer Vermögenswerte (Wälder!), Inflation staatlicher Ausgaben durch Patronageentscheidungen usw. Mit diesem Ansatz erklärt der Autor verfassungsrechtliche Entscheidungen (und -versagen) der Vergangenheit und behandelt Fragen, die bei der bevorstehenden Verfassungsrevision aufgeworfen werden, indem er seine eigenen theoretisch fundierten Vorschläge präsentiert.