Kollektivausgabe der Gedichte von Titos Patrikios, Band I (1943-1959).

VERSE, 2

Gedicht, das schreit
Gedicht, das sich wie Schwerter erhebt
Gedicht, das die etablierte Ordnung bedroht
und in wenigen Zeilen
die Revolution herbeiführt oder umstürzt,
nutzlos, falsch, prätentiös,
denn kein Gedicht stürzt heute Regime um
kein Gedicht mobilisiert die Massen.
(Welche Massen? Zwischen uns jetzt -
wer denkt an die Massen?
Höchstens individuelle Erlösung, wenn nicht Erhebung.)
Deshalb schreibe ich nicht mehr
um Papiergewehre anzubieten
Waffen aus leeren und hohlen Worten.
Nur um ein Stück Wahrheit ans Licht zu bringen
um etwas Licht auf unser erdachtes Leben zu werfen.
So viel ich kann und solange ich kann.

August 1957

"Jedoch sind mehr als die Jahre des Widerstands während der Besatzung die persönliche Ethik und Definition von Patrikios von den Bedingungen des Exils bestimmt. Isolation, Armut, körperlicher Verfall, Durst und Sehnsucht nach Liebe, die Lethargie des Geistes werden während der Zeit hauptsächlich der "Lehrjahre" zunehmend dramatisiert. Die anthropologischen Folgen dieser Bedingungen sind ein produktives Motiv: Die Wiedereingliederung des Ausgestoßenen ins öffentliche Leben wird intern untergraben durch die Geister verstorbener Freunde und die Erinnerungen an eine endgültig zerfallene Kameradschaft.
Jedoch ist das Thema, das mit der Zeit in Patrikios intensiviert wird, die Ausübung und Funktion der Dichtung im politischen und parteilichen Raum: die Grenzen ihrer Wirksamkeit, ihre entlastenden Fluchten, ihr eklektisches Drama angesichts öffentlicher Ereignisse."

D. N. Maronitis, Poetische und politische Ethik, 1976