In den letzten Jahren haben eine Reihe von rechtsextremen Parteien ihre Präsenz mehr oder weniger überall in Europa spüren lassen. Sie präsentieren sich nicht mehr als störend, sondern spielen die Karte der institutionellen Normalität und nutzen die Unzufriedenheit der Volksklassen aus, um Parteien der Macht zu werden. Traverso analysiert ihre Unterschiede zu den historischen Faschismen des 20. Jahrhunderts und schlägt das Konzept des "Metafaschismus" vor, das die Übergangscharakteristik eines sich entwickelnden Phänomens betont, bei dem sowohl die Kontinuität (das oft verborgene oder sogar verleugnete, aber immer sichtbare Erbe des klassischen Faschismus) als auch die Brüche (eine lockere und mehrdeutige Ideologie, die Populismus und Fremdenfeindlichkeit kombiniert) hervorgehoben werden müssen. Denn wenn in der Vergangenheit der Antisemitismus das Rückgrat des europäischen Nationalismus war, so hat heute die Islamophobie seinen Platz eingenommen (wobei nur noch eine marginale Position für eine neue Judenfeindlichkeit bleibt).

Allerdings, so sagt uns Traverso, kann der Metafaschismus besser verstanden werden, wenn er in einem breiteren Szenario betrachtet wird, in dem Identitätspolitik und mnemonische Obsessionen ihren Platz finden, ebenso wie islamischer Terrorismus und "Islamofaschismus", die Misserfolge der Säkularisierung und die Abstoßungen des Kolonialismus - alles innerhalb eines globalen Rahmens, der von dem Verschwinden eines "Horizonts der Erwartung", von dem Verschwinden und der Abwertung von Utopien heimgesucht wird.