Die Studie des Mythos ist ein notwendiger "Schlüssel", um sich der antiken griechischen Welt anzunähern und sie zu verstehen, und Jean-Pierre Vernant gehört zu den Gelehrten, die systematisch daran gearbeitet haben, ihre Geheimnisse aufzudecken.
In seinem Werk "Mythos und Gesellschaft im antiken Griechenland" schlägt Vernant eine komplexe Interpretation der antiken griechischen Welt vor, indem er das Funktionieren eines komplexen Systems religiöser, sozialer und politischer Parameter entschlüsselt. Der Autor verbindet auf harmonische Weise traditionelles philologisches Training und Wissen mit der zeitgenössischen Perspektive eines Intellektuellen, der neben der Schönheit und Exzellenz der antiken griechischen Welt auch die Spannungen, Widersprüche und Konflikte sucht, die ihr wunderbares, aber manchmal abscheuliches Gesicht ausmachen.
Antike griechische Literatur, Religion und Geschichte einerseits, Marxismus, Strukturalismus, Sozialanthropologie andererseits werden von Vernant meisterhaft kombiniert, um zu beleuchten, wie das mythologische Denken der Griechen die breiteren politischen und sozialen Kontexte reflektiert, in denen die antike griechische Zivilisation entstand und gedieh.