[...] Proclus, ein scharfer und kenntnisreicher Geist, wird ohne strenge wissenschaftliche Argumentation ein detailliertes und vollständiges, aber besonders komplexes und schwer verständliches System der gesamten neuplatonischen Philosophie formen, wie sie bis zu seiner Zeit gebildet worden war. Mit künstlerischem Geschick wird er ein vereinheitlichtes System gestalten, das den höchsten Gott (das Eine oder das Gute), die individuellen Götter, die Engel, die Dämonen, die Seelen und andere höhere und niedrigere Wesen umfasst. Wir können dem Neuplatonismus keine bahnbrechenden Ideen zuschreiben (vielleicht war dies nach einer so langen und vielfältigen Geschichte dieser philosophischen Schule nicht möglich), aber wir müssen ihm sicherlich eine vollständige Systematisierung der neuplatonischen Kosmologie zuschreiben, sowie deren Übermittlung als vereinheitlichtes System an das christliche scholastische Mittelalter.
[...] (aus der Einleitung des Buches)