Inwiefern verdankt der Westen seine derzeitige Dominanz? Nicht dem Zufall oder natürlichen Faktoren, argumentiert Victor Hanson, sondern der Verfolgung von Macht und einer ganzen Reihe von Werten und Wahrnehmungen, deren Wurzeln bis ins antike Griechenland zurückreichen. Dominant unter diesen ist die Akzeptanz der Schlacht als zentrales Handeln des Krieges: Es ist der entscheidende und bestimmende Zusammenstoß der Krieger auf dem Schlachtfeld, der eine unmittelbare und unbestreitbare Lösung des Konflikts bietet. Die westliche Zivilisation, als Erbin der alten Griechen, übernahm diese Wahrnehmung, ohne zu realisieren, dass sie in den Abgrund des Holocaust gezogen werden könnte.

Das Interesse des Autors konzentriert sich nicht auf Strategie und Taktik, auf die Typologie der Bewaffnung oder andere kontroverse Themen, sondern auf die realistische Darstellung dessen, was genau, Minute für Minute, auf dem Schlachtfeld geschah. Hanson bezieht sich systematisch auf Quellen, um die Erfahrung des kämpfenden Hopliten zu durchdringen. Seine Studie war die erste, die versuchte, die realen Mechanismen des klassischen griechischen Krieges aus der Perspektive des Fußsoldaten zu erforschen: der frenetische Austausch von Schlägen, der Stoß der Schilde innerhalb der Phalanx, die erstickenden Bedingungen des Kampfes durch die bronzene Panoplie, die Massenpanik und Hysterie.

Der Autor diskutiert jeden Aspekt dieses furchterregenden, mörderischen Unternehmens: den körperlichen Zustand und das Alter der Krieger und ihrer Anführer, ihre Waffen, ihre Fähigkeiten, ihre Motivation und Moral, ihre erwarteten Verletzungen. Seine Analyse umfasst die sozialen und politischen Aspekte der Erfahrung des Soldaten und verdeutlicht, wie intensiv die kurze, aber rohe Brutalität des Infanteriekampfes die Beziehung eines Mannes zu seiner Familie, Gemeinschaft und seinem Land bestimmte.

Hansons faszinierende Erzählung eröffnete ein neues Forschungsfeld in den klassischen Studien und forderte alte Vorurteile über die Natur des Krieges selbst heraus. Was den Ausdruck "westliche Art des Krieges" betrifft, so ist er zu einem etablierten Begriff in der modernen politisch-militärischen Analyse geworden.