Die Erwartung, dass der Beitritt der Türkei zur EU ihr politisches Verhalten so "europäisiert", dass sie ihre expansiven Ambitionen im Ägäischen Meer allmählich aufgibt und sich freiwillig von Zypern zurückzieht, indem sie einer gegenseitig akzeptablen Lösung des Zypernproblems zustimmt, ist eher ein Wunsch oder eine Selbsttäuschung als ein Ergebnis einer kohärenten politischen Analyse.
Es ist eine mühsame politische Rückkehr, heute am Beginn des 21. Jahrhunderts, fast unverändert die Argumente zu wiederholen, die vor einem halben Jahrhundert in den 1950er Jahren vorgebracht wurden, als Griechenland und die Türkei im Jahr 1952 dem NATO-Beitritt propagiert wurden, um die Beseitigung der griechisch-türkischen Probleme zu symbolisieren. Es dauerte nicht einmal drei Jahre, bis Griechenland die Demütigung von Smyrna im Jahr 1955 erlitt, während sich herausstellte, dass der Beitritt der beiden Länder zur NATO die Probleme eher vermehrte als reduzierte.
Man kann zumindest sagen, dass eine breite und ernsthafte Diskussion sowohl für die Auswirkungen des diskutierten türkischen Beitritts auf die europäische Integration als auch für die Auswirkungen auf die Zypern- und griechisch-türkischen Probleme erforderlich ist.
Genau zu diesem Zweck ist die Meinung von Sylvie Goulard sehr nützlich, da sie die Perspektive eines großen europäischen Landes wie Frankreich in die notwendige Diskussion einbringt, das frei von jeder türkischen Bedrohung oder jedem anti-türkischen Syndrom historischen Ursprungs ist. "Wird die Europäische Union die Türkei zur Modernisierung ziehen oder wird die Türkei die EU zurückwerfen?" fragt sie, ohne zu zögern eine klare Antwort zu geben.