Eine historische und philologische Herangehensweise an die Wahrnehmung von Konstantinopel. Durch die Tagebücher, Gedichte, Essays, offizielle Dokumente und Korrespondenz von Giorgos Seferis wird das Bild der Stadt während der Zwischenkriegszeit und der frühen Nachkriegsjahre wiederbelebt. Vierzehn Besuche, einige eintägig und andere mehrere Tage lang, waren für Seferis nicht genug, um Konstantinopel zu sehen und zu erleben, wie er es gerne gehabt hätte. Bei seiner letzten Reise, die am 30. März 1951 begann, notierte er in seinem Tagebuch: "Ich verabschiede mich um die Mittagszeit von der Stadt, nicht ohne Trauer; ich habe sie nicht so viel gesehen, wie ich es gerne gehabt hätte."
Er hatte sie 1928 zum ersten Mal fast gleichgültig besucht. Er verließ sie erfüllt von ihrer Spende. Die Stadt hatte seine Gefühle für das Hellenentum erweitert und ihm eine andere Wahrnehmung der Geschichte jenseits der ethnozentrischen Sichtweise geboten. Er verabschiedete sich von ihr als Hauptstadt zweier Reiche, dem Byzantinischen und dem Osmanischen, mit gemischten Gefühlen, Vorahnungen und Sorgen für die Zukunft. [...]