Das Buch "Der Spiegel und das Licht" von M. H. Abrams (1953) wurde als Eckpfeiler der modernen philologischen Wissenschaft und als grundlegendes Studienhandbuch des Romantizismus charakterisiert. Es behandelt den bedeutenden Wandel, den die neuen Ideen und Wahrnehmungen für Poesie und Kritik mit sich brachten, der sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts herausbildete und sich in der romantischen Bewegung im frühen 19. Jahrhundert kristallisierte. Der Titel des Buches bezieht sich auf die beiden kontrastierenden Metaphern, die zur Beschreibung von Kunst und künstlerischem Genie verwendet werden. Die erste ist antik (Platon) und charakterisiert Kunst als einen Spiegel, der äußere Objekte reflektiert. Die zweite ist neuer (romantisch) und vergleicht den Geist des Künstlers mit einer leuchtenden Quelle, die zu seiner Wahrnehmung von Natur und Welt beiträgt. Der Spiegel ist die Nachahmung. Das Licht ist die Selbstaktivität und Ausdruck des Subjekts. Abrams' Buch trug maßgeblich zur Wiederherstellung der Gültigkeit des Romantizismus bei, fünfzig Jahre nach seiner Abwertung durch die modernistischen Dichter des 20. Jahrhunderts.