"Der Idiot" bleibt zusammen mit "Die Besessenen" und "Die Brüder Karamasow" eines der dominierenden Werke Dostojewskis. Fürst Myschkin, ein Epileptiker, kehrt aus einer Schweizer Klinik zurück, wo ein Arzt ihn aus Mitgefühl behandelt hatte. Er ist Waise. Sein gesamtes Vermögen besteht aus einem kleinen Bündel Kleidung. Er weiß nichts über das Leben. "Ich bin absolut sicher," sagt der Arzt zu ihm, "dass du ein Kind bist, das heißt, ganz und gar ein Kind. Nur in Statur und Gesicht ähnelst du einem Mann, aber in der Entwicklung, in der Seele, im Charakter, vielleicht sogar im Verstand, bist du nicht gereift und wirst es auch nicht, selbst wenn du sechzig Jahre alt wirst."
Dieses sechsundzwanzigjährige Kind ist freundlich, ohne Unterwürfigkeit, schüchtern, gut und einfach. Er hat nicht gelebt. Oder zumindest hat er nicht "in Aktion" gelebt. Sein Leben ist in inneren Betrachtungen vergangen. Er hat sich außerhalb der sozialen Mauern gestärkt, außerhalb der Welt von "zwei und zwei macht vier." Und als er in diese Welt fällt, in diese Stadt, die von Raubtieren, Betrügern, Sinnlichen, Clowns und Betrunkenen bewohnt wird, scheint er wie ein Eindringling.