Auch wenn sie über ein halbes Jahrhundert auseinanderliegen, spiegeln sich die beiden Vorträge in diesem Buch gegenseitig wider: Sie zeichnen einen weiten Kreis nach, den Kreis der öffentlichen Diskussion des berühmtesten französischen Anthropologen.

Der erste Vortrag wird vor den CGT-Führungskräften gehalten und trägt den Titel "Eine revolutionäre Wissenschaft: Ethnographie". Nach einer langen Reise als Mitglied der sozialistischen Partei wendet Levi-Strauss nun sein Interesse den Leben exotischer, primitiver, verarmter, vernachlässigter Völker zu, die am Rand der Geschichte und am Rande der Geographie leben. Levi-Strauss betont das Paradoxon des modernen Ethnographen: In den Augen seiner eigenen Gesellschaft erscheint er progressiv, während er "im Feld" konservativ handelt, da ihn vor allem Traditionen, überlieferte Bräuche und primitive Praktiken interessieren.

Der zweite Text, der hier veröffentlicht wird, stammt aus dem Jahr 1992 und ist Montaigne und zweitrangig Jean de Léry gewidmet. Das bekannteste Merkmal von Montaigne ist der Verherrlicher der Andersartigkeit, der Mann, der früh erkannte, dass es neben unserer eigenen noch andere, sehr unterschiedliche "Humanitäten" gibt, die genau deshalb, weil sie gleichberechtigte Mitglieder der gegenwärtigen Welt sind und sie durch ihre Anwesenheit bereichern, unsere volle Anerkennung und Respekt verdienen.

Seine Schriften zeugen von einer ständigen Sorge darum, den Leser nicht alleine zu lassen, ihn nicht auf dem Weg zu verlassen. Nicht indem er die Sprache herabsetzt, sondern indem er sie in vollem Umfang nutzt, ihr dient. Levi-Strauss stellt sich somit gegen die zahllosen Autoren unserer Zeit, die schreiben, wie sie sprechen, und sprechen, wie es ihnen gerade einfällt. Er ist der letzte Klassiker.