Fragmentarisches, verborgenes Tagebuch, Text der gequälten Introspektion, Versuch, das Phänomen der Existenz zu erforschen, die Grenzen zwischen Sein und Nichtsein zu ziehen, aber vor allem eine endlose Selbstnarration, ist das "Buch der Unruhe", in dem wir hinter den Geständnissen des transparenten Hilfsbuchhalters Bernardo Soares eine der dominierenden Figuren der Weltliteratur des 20. Jahrhunderts, den portugiesischen Dichter Fernando Pessoa, erkennen. Das Werk, das er fast vollständig unveröffentlicht hinterließ und 1935 starb, ist umfangreich und facettenreich: Ein großer Teil davon ist von den "Heteronymen" signiert, Schöpfungen der Fantasie des Dichters, die einen autonomen literarischen Stil und ein eigenes Werk sowie eine autonome fiktive Biografie besitzen. Während es durch seine schrittweise Veröffentlichung bekannt wird, offenbart es den Mann, der versuchte, eine gesamte Literatur eigenständig zu erschaffen. Das "Buch der Unruhe" wurde erstmals 1982 in Portugal veröffentlicht und durch seine zahlreichen Übersetzungen als eines der Schlüsselwerke des Jahrhunderts anerkannt.