"Die Covid-19-Epidemie ist eine beispiellose Gesundheitskrise, die verdeutlicht, wie sehr wir miteinander verbunden sind, egal wo auf der Welt wir uns befinden; eine komplexe Welt, in der eine Infektion, ein Virus, Nationen, Identitäten und Kulturen überwindet. Die Epidemie erinnert uns daran, dass wir Mitglieder einer großen Gemeinschaft sind und zwingt uns dazu, uns vorzustellen, dass wir in Krisenzeiten ein einzigartiger Organismus, ein vereinter Körper sind. Wenn wir keine Solidarität zeigen, liegt dies hauptsächlich an einem Mangel an Vorstellungskraft. Unsere Gemeinschaft in solchen Umständen ist nicht unsere Nachbarschaft, unser Dorf, unsere Stadt; es ist die gesamte Menschheit."

In diesem kurzen Buch, das Anfang März 2020 in Rom geschrieben wurde, nutzt der preisgekrönte italienische Autor sein literarisches Talent und wissenschaftlichen Hintergrund, um die Pandemie von 2020 und jede andere, die uns in der Zukunft erwartet, auf einfache und mitfühlende Weise zu analysieren. "Die Situation überwindet Identitäten und Kulturen", schreibt er. "Die Epidemie zeigt, wie wir in der globalisierten Welt alle miteinander verbunden, voneinander abhängig und untrennbar sind."

Was machen wir falsch? Was können wir tun und was sollten wir ändern? Wer von uns weiß, welche pathogenen Faktoren letzten Sommer durch die Brände im Amazonaswald freigesetzt wurden? Wer kann die Folgen des Massenaussterbens von Tieren vorhersagen, das kürzlich in Australien stattgefunden hat? Mikroorganismen, die die Wissenschaft noch nicht einmal identifiziert hat, werden bald nach einem neuen Zuhause suchen.

Paolo Giordano macht keine Prophezeiungen und gibt keine Lektionen. Und doch lernen wir viel, womit wir vielleicht noch nie zuvor konfrontiert wurden: das Dilemma der Quarantäne, die Gefahr des Fatalismus, das Konzept des Chaos, die Schuld, die dem verhängnisvollen chinesischen Markt zugeschrieben wird, Angst, einfache Prophezeiungen, unser Platz im Ökosystem, die Heiligkeit der Wahrheit in der Wissenschaft und die noch größere Heiligkeit des Zweifels, Halbwahrheiten, offensichtliche Fehler, alles, was uns sagen lässt "im Nachhinein", dass all dieser Schmerz nicht umsonst war."