Die Verfassungsurkunden von Sparta und Athen bringen zwei Arten von politischen Systemen und Gesellschaften ans Licht, die jeweils von Lykurgus und Solon symbolisiert werden: Xenophon präsentiert die strengen Bräuche, die auf das Militärleben ausgerichtet sind und den Bürgern von Sparta auferlegt werden, einer Stadt, die von ihrer Gründung bis zu ihrem Niedergang fast stagniert, während das Athen des Aristoteles eine politische Gesellschaft ist, die von komplexen Institutionen regiert wird, in der das Volk im Mittelpunkt der Transformationen der Stadt steht. Aber in beiden Fällen wurden diese politischen Systeme durch Texte etabliert und insbesondere im Fall von Athen demonstrieren sie die dominierende Bedeutung des Schreibens im öffentlichen Leben. Seine Überlegenheit gegenüber der Mündlichkeit ermöglicht es der Stadt, unabhängig von der Anwesenheit eines politischen Führers zu leben, dank der Öffentlichkeit und Unparteilichkeit, die durch das Schreiben des Gesetzes etabliert wird. Die Diskussion über die Regeln, die sich auf Rede und Schreiben beziehen, wie sie durch die Verfassungstexte von Xenophon und Aristoteles unterstützt werden können, ermöglicht es uns, die politische Tradition des Westens in einer originellen Skizze neu zu lesen. Denn auch wenn sich Tendenzen der Theokratie oder des Führers, der mit dem Charme seiner Rede fesselt, manifestieren, kann man argumentieren, dass die Grundlage dieser Tradition, seit der Zeit der alten Griechen, in einem politischen "Bürozentristentum" gesucht werden muss, das sowohl die Autonomie als auch die Vorrangstellung der grundlegenden Texte als Bestandteile der Stadt anerkennt. In dieser Ausgabe werden die beiden grundlegenden Texte gemeinsam veröffentlicht und von dem zeitgenössischen französischen Denker Dominique Colas autonom und gemeinsam kommentiert.