1901. Achtzig Jahre nach der Revolution gegen das Osmanische Reich beansprucht der kleine griechische Staat seinen Platz in der internationalen Arena, während er gleichzeitig, möglicherweise als Folge davon, weiterhin nach seiner Identität sucht. Die Hauptthemen im öffentlichen Diskurs betreffen die Herkunft, die Kontinuität der griechischen Nation, die Sprache und sogar den Namen der Griechen. Graikoi? Romioi? Oder Hellenen?

Die beiden Texte von Kostis Palamas und Nikolaos Politis, die in dieser Ausgabe erstmals veröffentlicht werden, beleuchten einen wichtigen Teil der Anliegen und Streitigkeiten jener Zeit. Sie sind beide von besonderer Bedeutung, erstens, weil sie von zwei herausragenden Persönlichkeiten der griechischen Geschichte in den Bereichen Kultur und Wissenschaft stammen, und zweitens, weil sie zur Erforschung der Ideengeschichte beitragen.

Die Tatsache, dass heute, zweihundert Jahre nach '21 und ein Jahrhundert nach ihrer Aufzeichnung, dieser Streit zwischen Politis und Palamas ein offenes Diskussionsthema in der griechischen Öffentlichkeit bleibt, zeigt auf die charakteristischste Weise die offenen Wunden der modernen griechischen Identität, mit den nationalen Mythen und widersprüchlichen ideologischen Elementen, die sie ausmachen.

So erinnert uns dieser einzigartige schriftliche Dialog zwischen zwei führenden griechischen Denkern des frühen 20. Jahrhunderts nachdrücklich daran, dass historisches Wissen der Hauptweg zur nationalen Selbstbewusstheit ist.