Die lange Praxis der Onkologie in einem öffentlichen Antikrebskrankenhaus findet sich auf dem Boden dieses Tagebuchs, das sich traut, ein Buch zu werden. In seinen Seiten werden herzzerreißende wahre Geschichten zusammen mit durchdringenden - düsteren oder erlösenden - Reflexionen über die unsicheren Grenzen des Lebens und des Todes nachgebildet.

"Jeder folgt unterschiedlichen Wegen und alle treffen sich an derselben Tür, der Tür des Arztzimmers als Vorzimmer des Endes; wie am Hals der Flasche vor dem Ausgang ins ungemütliche oder sogar gastfreundliche Chaos...
Dort stehe ich Wache und warte auf sie, wie Priester uns am Ausgang aufstellen - schließlich sehen Ärzte und Priester sich sehr ähnlich, sogar an den "Mautstellen". Das "dort" ist das Arztzimmer, durch das jeder gehen wird, sonst ist der Ausgang nicht erlaubt. Meine eigenen "Mautstellen" sind ihre Erfahrungen; seit Jahren sammle ich das Wesentliche ihrer Erzählungen und bewahre es auf... Ich stehle ihre Worte... Ich sammle, was von jedem Menschenwahn übrig bleibt...
Ich ging plötzlich unvorbereitet in den Sturm hinaus; den Sturm des Kampfes von Mann zu Mann mit den Verzweifelten. Jeder fragt "wie halte ich das aus", und sie sagen, dass sie es an meiner Stelle nicht aushalten würden. Sie können sich nicht vorstellen, dass ich dafür dankbar bin. Es hat mich hinaus ins Freie gebracht, in die weiten Wellen, es hat mich Niederlage, Schiffbruch und den Wert des Kampfes gegen Mythen und unbesiegbare Dämonen und Engel gelehrt...
Manche Dinge müssen herauskommen, ohne Schönfärberei, gekaute Worte und Vertuschungen...
Literatur ist vielleicht eine Möglichkeit, die verborgenen Details des Lebens zu betrachten, die still in der Dunkelheit rollen..."

(Auszüge aus den einleitenden Texten des Buches)