«Rote Blätter» (1930) wird einstimmig als eines der besten Kurzwerke von William Faulkner anerkannt. Die Geschichte erzählt eine erschütternde Verfolgungsjagd. Als der Häuptling eines indianischen Stammes in Yoknapatawpha stirbt, verlangt der Brauch, dass er zusammen mit seinem Pferd, Hund und schwarzen Sklaven begraben wird. Doch der Sklave entkommt. Faulkner beschreibt die folgende Menschenjagd mit sowohl Realismus als auch einem epischen Ton, verleiht ihr einen rituellen Charakter und macht das Opfer des Flüchtigen zu einer Allegorie für das gemeinsame menschliche Schicksal. Gleichzeitig thematisiert er zum ersten Mal auf beißende Weise das Thema der Sklaverei im amerikanischen Süden und den moralischen Verfall der Eingeborenen, die, die Weißen nachahmend, schwarze Sklaven besitzen.

Ein charakteristisches Beispiel für Faulkners modernistisches Schreiben in den 1930er Jahren, ist «Rote Blätter» trotz der Gewalt, die es durchdringt, ein dichter poetischer Text voller Symbolik, der den Schrecken des Menschen angesichts des Todes und seinen unstillbaren Durst nach Leben einfängt.