Ein roter Faden, der sich durch die moderne griechische Geschichte zieht, von Beginn der Revolution bis heute, ist der "Konflikt der Vollendungen". Ein kontinuierlicher Konflikt zwischen den Zielen und Bedürfnissen der nationalen/territorialen Integration, der institutionellen/verfassungsrechtlichen Integration sowie der wirtschaftlichen/entwicklungsbezogenen und fiskalischen Integration.

Der interpretative Rahmen des "Konflikts der Vollendungen" wird durch zwei konstante Seiten des Verlaufs des griechischen Staates während seiner zweihundertjährigen Existenz ergänzt. Die erste besteht aus dem Nebeneinander von zwei entgegengesetzten "Komplexen", die trotz der beeindruckenden Veränderungen, die sukzessive in seiner Zusammensetzung und auf der Ebene seiner institutionellen und wirtschaftlichen Entwicklung auftreten, dauerhaft in der Mentalität und Selbstwahrnehmung der griechischen Gesellschaft verankert sind. Es handelt sich dabei einerseits um den "Komplex der typologischen Minderwertigkeit" und andererseits um den "Komplex der eigenwilligen Überlegenheit" im Verhältnis zu den Ländern des europäischen Zentrums. Dies sind die Länder, die die europäische Norm darstellen, wobei Griechenland immer eine Ausnahme ist, die zu einer Theorie und sicherlich zu einer Ideologie des "griechischen Exzeptionalismus" wird. Die zweite Konstante ist die "nationale Ambivalenz" zwischen Ost und West, die es vielen ermöglicht zu glauben oder zumindest zu behaupten, dass Griechenland aufgrund dieser Ambivalenz oder ihres doppelten Aspekts berechtigt ist, vom europäischen Standard abzuweichen oder hinter diesem zurückzubleiben.