"Die Mitbewohner kümmern sich nicht um das Gesetz, das Gesetz ist ihnen egal." Der Satz wird Napoleon Bonaparte zugeschrieben und fasst die gängige Wahrnehmung der freien Lebensgemeinschaft als eine Beziehung zusammen, die nicht durch das Gesetz geregelt wird. Wenn sie es wünschten, hätten die Interessierten Ehe oder eingetragene Partnerschaft in Rechtsordnungen gewählt, in denen dies vorgesehen ist. In diesem Buch untersuchen wir die rechtlichen Unterschiede zwischen freier Lebensgemeinschaft und Ehe sowie eingetragener Partnerschaft. Es gibt keine zwischenmenschliche Beziehung, die dem Gesetz vollständig entgeht. Auch die freie Lebensgemeinschaft unterliegt der Gesetzgebung. Eine traurige Erkenntnis der letzten Jahre ist, dass sowohl freie als auch verheiratete Lebensgemeinschaften, die einst Zufluchtsorte persönlicher Befreiung waren, oft zu Brutstätten von Gefahr und Kriminalität werden. 

Femizide, die kriminelle Verbreitung persönlicher Daten im Internet ("Rache-Pornografie"), körperlicher und verbaler Missbrauch sind Verbrechen, die selbstverständlich auch innerhalb des Kontextes freier Lebensgemeinschaften bestraft werden. Alles deutet darauf hin, dass die Ursache des Übels die Missachtung der Grundlage freier Lebensgemeinschaften ist, die nichts anderes als echte Zustimmung ist. Die Pflege einer Kultur der Zustimmungen, die täglich aktualisiert und bei jeder gemeinsamen Entscheidung der Mitbewohner erneuert wird, kann die Freiheit innerhalb der Lebensgemeinschaft wiederherstellen. Im "nicht-juristischen" Epilog des Buches wird dieses "Reich der Zustimmungen" skizziert und eine neue Ära freier Lebensgemeinschaften mit einer erweiterten Auswahlmöglichkeit angekündigt.