"Es ist vielleicht an der Zeit, diese Märchen aufzuzeichnen, da die Menschen, die die Tradition am Leben erhalten, immer seltener werden. Diejenigen, die noch Märchen kennen, kennen viele. Denn während die Menschen weniger werden, sterben die Märchen nicht aus. Aber der Brauch selbst stirbt langsam, wie jene Verstecke in Häusern und Höfen, die vom Großvater an den Enkel weitergegeben wurden und nun ständig dem Bedürfnis nach nützlicherem Raum in unseren neuen Häusern weichen müssen, dem Bedürfnis nach einer leeren und törichten Großartigkeit...

[...] Mit dem richtigen Gebrauch dieser Bücher werden wir nichts Schlechtes in ihren Seiten entdecken. In ihnen findet jeder ein Bild seines Herzens. Kinder schauen furchtlos zu den Sternen, während andere sich nicht trauen, zum Himmel zu blicken, aus Angst, die Engel zu beleidigen."

Anmut und Kunst – das sind die Mittel, die den Märchen die beste Verteidigung gegen die Angriffe der Wissenschaft sichern. Niemand fühlte dies sicherer als die Brüder Grimm, die 1812 deutsche Volksmärchen sammelten und sich bemühten, sie in ihrer authentischen Form zu bewahren, wobei sie sehr darauf achteten, ihre eigenen Interpretationen nicht einzufügen. Es ist fast ein Wunder, dass ihnen dies gelang. Ihr Erfolg ist einer seltenen Kombination aus Wissen und Liebe zur Poesie zu verdanken. Sie erweckten eine farbenfrohe Sprache zum Leben, um die Redeweise einfacher Menschen nachzuahmen, eine spielerische, helle und klare Sprache. Sie nutzten die mündlichen Überlieferungen bestmöglich und verliehen ihnen eine Anmut und Naivität, die sie vielleicht nicht von selbst besaßen.

Wie das Kind in ihrem letzten Märchen geben sie uns den goldenen Schlüssel, den sie unter dem Schnee gefunden zu haben glauben. Aber sie zwingen uns nicht, ihn zu nehmen. Der kleine Schlüssel ist so schön, so fein gearbeitet, so hell, dass wir zufrieden sind, ihn zu bewundern, ohne auch nur zu versuchen, ihn zu benutzen.

Die vollständigen Märchen der Brüder Grimm werden hier in drei Bänden veröffentlicht, mit den Gravuren der Erstausgaben.