Wie lange war es her, dass ich ein Buch eines zeitgenössischen griechischen Autors gelesen und es sofort nach dem ersten Lesen erneut gelesen habe!!! Es war nicht nur das Lesen eines weiteren Buches, es war eine echte Erfahrung.

In "Himmlische Fahrräder" fahren vier Teenager heimlich und auf ihren BMX-Rädern 286 Kilometer von Patras zu einem berüchtigten Campingplatz in Finikounda. Dort werden sie vom geheimnisvollen Besitzer des Campingplatzes, Takis, begrüßt. Zwanzig Jahre später und zehn Jahre nach dem unerklärlichen Verlust eines Freundes ruft sie der verfluchte Boden des Campingplatzes zurück, diesmal um Antworten auf ihre quälenden Fragen zu finden. Aber zu welchem Preis? [vom Klappentext]

Thematisch hat mich der Plot (beim Lesen der Zusammenfassung auf der Rückseite) in die späten 80er Jahre geführt, als ich als Teenager gerne eine Lieblingsserie auf ERT, "Am Campingplatz", geschaut habe. Die unbewusste Nostalgie für diese Ära, die Verweise auf mir vertraute Orte (aufgrund meiner Herkunft) und natürlich das Element des Mysteriums haben mich herausgefordert, sofort mit dem Lesen des Buches zu beginnen.
Alles in der Geschichte beginnt, als eine Gruppe von vier 13-Jährigen, Stathis, Michalis, Spyros und Christos, heimlich von ihren Eltern aus Patras aufbrechen und mit dem Fahrrad zu einem Campingplatz in Finikounda fahren - der Verweis auf Stephen King (die Leiche - die filmische Adaption Stand by Me) ist unvermeidlich. Zweiundzwanzig Jahre später und zehn Jahre nach dem mysteriösen Tod eines der vier Freunde entscheiden sie sich, zum Campingplatz zurückzukehren, um eine Antwort auf die Frage zu finden, die sie quält. Die Einladung - die Herausforderung, zum Campingplatz zurückzukehren, um Antworten zu finden, kommt auf mysteriöse Weise.
Offensichtlich herrscht in der Geschichte eine Atmosphäre des Mysteriums vor und das Hauptthema ist das dringende Bedürfnis, den unerklärlichen Tod eines der vier Teenager zu entschlüsseln und zu beantworten. Die große Stärke der Geschichte liegt jedoch nicht nur in der Raffinesse des Themas. Das ist natürlich das Rückgrat. Mit dem Anlass des Todes des Teenagers und der unstillbaren psychologischen Forderung, Antworten zu geben, präsentiert der Autor die verschiedenen Charaktere der Helden dynamisch durch ihr Verhalten und ihre Denkweise, wie sie durch das, was sie auf dem Campingplatz erlebt haben, geformt wurden und sie als Erwachsene definiert haben. Die "Begegnung" mit dem Tod (unerklärlicher Tod eines Freundes, Selbstmord eines geliebten Menschen, übernatürliche Erfahrung mit dem Jenseits) bringt sie mit Grenzfragen, existenziellen, philosophischen Fragen konfrontiert, die sie beantworten müssen, um mit ihrem Leben weiterzukommen. Das Gespenst der existenziellen Krise des Menschen beherrscht die Geschichte, wird durch die unterschiedliche Behandlung der drei Freunde gegeben, die sich mit dem Wachsen und Reifen zu verschiedenen Persönlichkeiten formen, und wird durch das Prisma der Psychoanalyse auf subtile, diskrete und sensible Weise angesprochen (es ist offensichtlich, dass der Autor sich mit Psychologie auskennt - wir hören Carl Yung und Irvin Yalom). Das übernatürliche Element ist so dominant, aber auch so organisch in die Geschichte eingebettet, dass selbst der Meister der übernatürlichen Mystery-Filme M. Night Shyamalan es beneiden würde.
Der Leser, als ob er durch eine kinematografische Kamera schaut, beobachtet mit angehaltenem Atem die natürlichen und übernatürlichen Ereignisse (z.B. die Konzeption und das Gefühl des Astralreisens eines Teenagers in einem parallelen Universum), die dystopischen Ereignisse (z.B. Die atemberaubende, fesselnde Szene des Selbstmordes einer Mutter) aber auch die zärtlichen, romantischen, sinnlichen Aufnahmen und endet, ohne es zu realisieren - durch die Identifikation oder Ablehnung oder sogar den Konflikt mit den Entscheidungen der Helden - Stellung zu beziehen und (?) auf die unerbittlichen, quälenden Fragen des Lebens zu antworten: die Bedeutung des Daseins, der Preis des Wissens, der Tod, die Kraft der Liebe als Antwort auf den Tod, der Wert des Opfers, die Konsequenzen unserer Entscheidungen für uns selbst und andere.
Der Autor geht geschickt mit den chronologischen Ebenen um. Die natürliche Abfolge der Ereignisse in der Erzählung wird ständig verletzt, während Rückblenden dunkle Aspekte der Geschichte beleuchten und die Zeit einfrieren, um die Qual des Lesers mit einer ununterbrochenen Hitchcock'schen Spannung zu verstärken, die einen fesselt und nicht aufhören lässt zu lesen. Die detaillierten, fotografischen Beschreibungen (à la Woody Allen) von Landschaften, geografischen Punkten und natürlich Menschen, Charakteren, Ereignissen lassen vergessen, dass man ein Buch liest und man fühlt sich, als würde man einen atemberaubenden Film sehen.
Der große Steven Spielberg sagte einmal, dass die Leute vergessen haben, wie man eine Geschichte erzählt, da Geschichten keinen Mittelteil oder ein Ende mehr haben. Sie haben normalerweise einen Anfang, der nie aufhört, anzufangen. Der Autor von "Himmlische Fahrräder" erzählt mit einem wunderbaren zeitgenössischen griechischen Schreibstil eine Geschichte mit einem störenden in medias res Anfang, einem aufschlussreichen Mittelteil und einem fesselnden Ende. "Himmlische Fahrräder" ist ein Werk mit existenziellen Erweiterungen, vielleicht existenziell dystopisch, ein Coming-of-Age-Roman auf gewisse Weise. Stanley Kubrick pflegte zu sagen, dass er immer nach einem Drehbuch suchte, das mehr wie Musik als Vorstellungskraft war. Es sollte eine Abfolge von Wünschen und Emotionen sein. Das Thema, das hinter der Emotion liegt, die Bedeutung, all das kommt später. All das sind "Himmlische Fahrräder"!