In seinem Buch "Unsichtbare Städte" beobachtet der italienische Autor Italo Calvino, dass "das, was man an einer Stadt genießt, nicht ihre sieben oder siebenundsiebzig Wunder sind, sondern die Antwort, die sie auf eine deiner Fragen gibt... Oder die Frage, die sie dir stellt und dich zwingt zu antworten." Die provinziellen byzantinischen Städte, die sich auf dem griechischen Gebiet befinden und das Thema dieses Buches sind, stellen, obwohl sie in Texten und Literatur in gewisser Weise "unsichtbar" sind, nicht nur eine, sondern viele Fragen, die entscheidend sind, um die byzantinische Gesellschaft während der Palaiologen-Ära zu verstehen.

Die dominierende Gruppe in den provinziellen Städten waren die Aristokraten. Die Aristokraten besaßen Land, handelten in der Regel selbst mit dem Überschuss ihrer Produktion und hatten Titel, meist niederrangige, in der Hierarchie der Beamten. In den provinziellen Städten gab es auch Menschen, die zu den großen aristokratischen Familien gehörten und entweder direkt oder indirekt dem Kaiser in einer Region treu ergeben waren oder häufiger an Bürgerkriegen teilnahmen und einer Seite oder der anderen folgten. So entstand ein starkes Netzwerk der Macht, an dem auch lokale kirchliche Amtsträger teilnahmen.

Obwohl der Handel aufgrund der Schwächung der zentralen Verwaltung und der politischen Fragmentierung des griechischen Gebiets oft schwierig war, fehlten die Bedingungen für die Bildung einer vom Landbesitzern unterschiedenen Kaufmannsklasse nicht. Im Laufe der Zeit, entweder aufgrund der Umstände von Bürgerkriegen oder aufgrund der Umleitung des Landhandels, wurden die Händler stärker und bedrohlicher für die bestehende Ordnung. Ihre soziale Stärkung führte zu ihrer Beteiligung an städtischen Räten, in der sogenannten Polis, was einer Siedlung auch einen städtischen Charakter verlieh.

Das Auftreten des vage definierten Demos in der politischen Szene, das auf soziale Umstrukturierungen hinweist, spiegelte sich nicht im städtischen Raum wider. Abgesehen vom Markt gibt es keine Gebäude oder Orte, die mit der aktiven Präsenz von Händlern in Verbindung gebracht werden. Der städtische Raum blieb hierarchisch gemäß den Kriterien, die von der politischen und kirchlichen Autorität jeder Stadt festgelegt wurden.

Wenn der Demos keinen Anspruch auf Aneignung des städtischen Raums oder Beteiligung an seiner Gestaltung erhob, dann lässt sich mit größerer Sicherheit schließen, dass seine politische Funktionsweise unvollständig blieb. In jedem Fall konnte eine neue Art von städtischer Identität in Byzanz nicht vollständig entwickelt werden. Die politischen Veränderungen, die in den provinziellen Städten brodelten, hatten nicht genug Zeit, um sich zu entwickeln, wie es in Konstantinopel während der kurzen Zeit der letzten fünfzig Jahre vor dem Fall geschah. Daher werden wir nicht erfahren, welche Form die Byzantiner ihrer eigenen irdischen citta ideale gegeben hätten.