Das Buch mit dem Titel "Weltordnung" ist der Kern von Kissingers Gedanken zur Geschichte, Strategie und politischen Führung von Staaten. Es ist, als ob der Autor unseren Planeten von irgendwo hoch oben beobachtet und die gewaltigen Bewegungen der tektonischen Platten der Geschichte und die Motivationen der Nationen aufzeichnet, die Haltung, die Staaten und Imperien gegenüber dem Rest der Welt eingenommen haben, von der Gestaltung Europas bis in unsere Zeit.
Kissinger identifiziert vier grundlegende Versionen der "Weltordnung" in der Geschichte: europäisch, islamisch, chinesisch und amerikanisch. Seit dem Ende des Reiches von Karl dem Großen und insbesondere nach dem Westfälischen Frieden von 1648 strebten Europäer danach, ein Gleichgewicht in den internationalen Beziehungen zu erreichen, zunächst innerhalb der Grenzen ihres eigenen Kontinents und später global. Islamische Staaten konzentrierten ihre Aufmerksamkeit darauf, sich in Gebiete auszudehnen, die von Ungläubigen bewohnt waren, eine Haltung, die sich in unserer Ära charakteristisch im Iran unter der Führung der Ayatollahs ausdrückt. Seit über zweitausend Jahren glauben die Chinesen, dass "alles unter dem Himmel" dem chinesischen Kaiser Tribut zollen sollte. Amerika sieht sich als "Stadt auf einem Hügel", ein Leuchtfeuer für den Rest des Planeten, dessen Werte universelle Anwendung haben.

Wie haben sich diese Trends entwickelt und wie haben sie die Geschichte der jeweiligen Nationen und Regionen sowie den Rest des Planeten geprägt? Was passierte, als diese Ansichten aufeinander trafen? Wie haben sie in verschiedenen Epochen ein Gleichgewicht zwischen Legitimität und Macht gewährleistet? Und welche Position nimmt jede dieser Perspektiven in unserer Ära ein? Wie prägen sie die Beziehungen zwischen den Staaten heute?