Wer ist Pontius Pilatus, der Statthalter von Judäa, vor dem Jesus verurteilt wurde und zur Kreuzigung führte? Ein harter und gnadenloser Tyrann oder ein feiger und zögerlicher Bürokrat, der letztendlich vom Rat überredet wird, einen unschuldigen Mann zu verurteilen, auch wenn er ihn selbst für unschuldig hält? Eine sarkastische und dekonstruktive Persönlichkeit, die einige unvergessliche Sätze äußert ("Was ist Wahrheit?", "Siehe, der Mensch!", "Ich habe geschrieben, ich habe geschrieben") oder eine strenge theologische Figur, ohne die das Drama der Passion nicht vollständig wäre? Durch die Beobachtung der Gerichtsszene schlägt Agamben eine originelle und akribische Lesart vor. Im Dialog zwischen Pilatus und Jesus stehen sich zwei Welten und zwei Reiche gegenüber: Geschichte und Ewigkeit, das Heilige und das Profane, Urteil und Erlösung.