Die Populärkultur war lange Zeit Gegenstand einer romantischen Suche nach Überlebenden und Überresten. Mit diesem Buch, das erstmals 1961 veröffentlicht wurde, leistete Hermann Bausinger einen entscheidenden Beitrag zur Neubestimmung und Neuorientierung der Folklore nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern. Zunächst widerlegt der Autor hier die Wahrnehmung einer Populärkultur, die vom technologischen Fortschritt unberührt bleibt und sich ausschließlich auf die Vergangenheit konzentriert. Dabei entzieht er der Populärkultur die Dimension einer scheinbar immer unberührten Tradition. Durch die Untersuchung sozialer Gruppen und einer Vielzahl kultureller Formen, wie sie sich im Alltag manifestieren (Stadtkultur, Wiederbelebung, Nachahmung und Kommerzialisierung von Tradition, Popkultur und Kitsch), sowie entsprechender wissenschaftlicher Perspektiven hilft uns das Buch, die Position der Populärkultur in der modernen Gesellschaft als Mischung aus vormodernen und modernen Elementen zu verstehen. Zweitens bewahren die Menschen trotz der ständigen Ausweitung älterer geografischer, zeitlicher und sozialer Horizonte Horizonte der Identität in ihrer Lebenswelt. Unsere Gesellschaft hat sich mit dem Eindringen der Technologie in unser Leben abgefunden, aber als Gegengewicht gibt es eine Populärkultur, die dem Bild einer "idealen" Welt und einem Wertesystem entspricht; diese Welt dient auch heute noch als Bezugspunkt.