Griechenland und die Türkei gelten als klassischer Fall eines "rivalisierenden Duos". Es gab jedoch auch reibungslose Beziehungen zwischen den beiden Ländern (1930-1939, 1945-1953, 1999-heute). Die jüngste Rezession - und keine echte Annäherung - bleibt aufgrund des ungelösten Zypern-Problems und des Ägäis-Streits unsicher. Der Ägäis-Streit bedroht seit 35 Jahren den Frieden und die Sicherheit in der Region, er ist eine Quelle von Krisen und verursacht erhebliche Kosten für beide Länder.

Diese Studie untersucht den Ägäis-Streit auf drei Ebenen: die griechisch-türkischen Beziehungen mit Schwerpunkt auf dem Ägäis-Streit von 1973 bis heute; die rechtliche Dimension des Streits; und den sozial-psychologischen Aspekt, der im Zentrum der griechisch-türkischen Feindschaft liegt (nationale Erzählung und Identität, gegenseitige Dämonisierung). Das Hauptziel des Buches ist es, die Frage zu beantworten, warum der Ägäis-Streit so viele Jahre lang ungelöst bleibt, und eine gemeinsam friedliche Lösung zu begründen.

Die Unterschiede in der Ägäis sind nicht unvereinbar; sie unterliegen rationalen, gegenseitig vorteilhaften Lösungen, ohne unerträgliche Zugeständnisse. Darüber hinaus haben die Regierungen beider Länder wiederholt erklärt, dass sie keine expansiven Bestrebungen in der Ägäis oder anderswo haben. Dennoch sind Athen und Ankara überzeugt, dass vitale nationale Interessen und nationale Souveränität in der Ägäis auf dem Spiel stehen. Der Kern des Streits liegt in der Unsicherheit über die Absichten des anderen: auf der einen Seite die Angst vor einem aufstrebenden türkischen "Neo-Osmanismus", der die Ägäis und Zypern kontrollieren möchte; und auf der anderen Seite die Angst, die Ägäis in einen "griechischen See" zu verwandeln, der zusammen mit Zypern (gestern Union, heute indirekte Union durch die EU) als Wiederbelebung der Großen Idee wahrgenommen wird.