70.000 bewaffnete, 5.000 Tote, 25.000 Vertriebene, innerhalb eines Monats - das ist die kurze Bewertung der heftigsten Schlacht, die jemals in Athen stattgefunden hat.

Die Ereignisse im Dezember waren der einzige Fall während des Zweiten Weltkriegs, in dem alliierte Streitkräfte bewaffnet aufeinander trafen, und das noch dazu in der Hauptstadt eines Landes, das gerade von der Nazi-Besatzung befreit worden war. In der dichten Zeit von 33 Tagen traten Widersprüche, Spaltungen und Erwartungen zutage, die in der jüngsten Vergangenheit verwurzelt waren. In den Kämpfen auf den Straßen von Athen können wir Spuren der nationalen Spaltung und der Katastrophe in Kleinasien erkennen, der politischen Instabilität und der wirtschaftlichen Krise der Zwischenkriegszeit, den Folgen der Diktatur von Ioannis Metaxas und natürlich den beispiellosen Veränderungen, die die griechische Gesellschaft durch die Erfahrung der Besatzung und des Widerstands im Krieg erfahren hat. Gleichzeitig festigte die Schlacht von Athen Griechenlands Position in den internationalen Machtbeziehungen des Nachkriegseuropas, bestimmte die Entwicklungen, die zum Bürgerkrieg führten, und prägte die politische und soziale Realität des Landes, zumindest bis zum Sturz der Junta im Jahr 1974.

Trotz ihrer entscheidenden Bedeutung in der modernen griechischen Geschichte und der vergangenen Jahrzehnte stellen die Ereignisse im Dezember eines der am wenigsten erforschten Gebiete der griechischen Geschichtsschreibung dar, und die Fragen sind weitaus zahlreicher als die Antworten, die wir haben. Einige dieser Fragen werden in den Texten in diesem Band beantwortet: der Prozess der Umwandlung Athens in ein Schlachtfeld, die internationalen Dimensionen der Dezember-Ereignisse, die Art und Weise, wie sich die während der Besatzung verschärften politischen Widersprüche manifestierten, das Schicksal der in kriegszerstörtem Athen gefangenen Zivilisten, die vorherrschenden Bedingungen in anderen Städten, die Bildung von Erinnerung und Erzählung über die Dezember-Ereignisse, die heute noch weitgehend den Diskurs über den blutigen Konflikt von 1944 bestimmen.