Epictetus ist einer der wichtigsten Vertreter der philosophischen Schule des Stoizismus und war während der ersten beiden Jahrhunderte n. Chr. aktiv. Im Gegensatz zu früheren Vertretern dieser Schule (wie Zeno und Chrysippus) beschäftigt er sich jedoch nicht mit Fragen der Kosmologie und formalen Logik, sondern sein Interesse liegt im Bereich der Ethikphilosophie. Man könnte argumentieren, dass er in gewisser Weise die Art und Weise zurückbringt, wie sich Sokrates engagiert hat, der nicht der Tradition der Vorsokratiker folgte und philosophische Untersuchungen vom Bereich der Natur in den Bereich der Ethik und politischen Handlung übertrug. Durch das Studium seiner Texte kommen wir zu dem Schluss, dass er sich ausführlich damit beschäftigt, wie das handelnde Subjekt es schaffen wird, ein verantwortungsvolles persönliches Leben unabhängig von den umgebenden sozialen Bedingungen zu gestalten. Daher wären wir nicht außerhalb der theoretischen Legitimität, wenn wir behaupten würden, dass seine Reflexion darauf abzielt, eine Philosophie des Subjekts zu etablieren, die sorgfältig auf dessen innere Qualität achtet und versucht, auf integrale Weise seine persönliche Welt der Interessen zu konstruieren.

Ob Epictetus als Philosoph der persönlichen Selbstgenügsamkeit charakterisiert werden kann, ist eine Frage, die auf den ersten Blick keine einfache Antwort sichert. Mit den folgenden kurzen Punkten werden wir versuchen, uns einer Antwort anzunähern, soweit dies möglich ist, objektiv, aber ohne die Gewissheit einer exakten wissenschaftlichen Schlussfolgerung, da er selbst die Details der Regelungsprinzipien manchmal in Abstinenz und manchmal in Teilnahme schreibt, in einer Zeit, in der individuelle und kollektive Selbstdefinitionen zur Konstellation des Imaginären und der Utopie gehören, weit entfernt von den glorreichen Leistungen der Vergangenheit.

Dieser stoische Philosoph der hellenistischen Kulturperiode, sowie der politisch definierten Periode des Römischen Reiches, argumentiert, dass Situationen, die außerhalb unseres Könnens und unserer Kontrolle liegen, an den Rand unserer Interessen gestellt werden sollten und dass es nicht notwendig ist, sich kognitiv in außergewöhnlichem Maße um sie zu bemühen.