Ein klassisches Werk aus der griechisch-römischen Ära. Die Geschichte der politischen und sozialen Institutionen der Antike ist nicht nur ein bekanntes Lehrbuch in der wissenschaftlichen Welt mit mehreren Neuauflagen, sondern auch ein Werk, in dem Michel Humbert, fernab von einer narrativen Beschreibung einer historischen Landschaft, versucht, den Leser zu einem Begleiter und Teilnehmer der Idee und Vision zu machen, die er für die griechisch-römische Antike hat.
Die evolutionäre Perspektive, in der der Autor den Vergleich der Institutionen von Athen und Rom platziert, spiegelt sich in einer dynamischen Betrachtung der institutionellen Ereignisse und der politisch-wirtschaftlichen Situationen wider, die ihnen entsprechen, während die Suche nach dem kausalen Zusammenhang zwischen ihnen auf die durchdringende Untersuchung der Mechanismen stößt, durch die die ambivalente Beziehung zwischen Herrschenden und Beherrschten in verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens aufgebaut und ausgedrückt wird: politische Entscheidungen treffen, Recht sprechen, öffentliche Ordnung aufrechterhalten und staatliche Repression, Steuersystem und, allgemeiner, die fiskalische Organisation. Gleichzeitig wird die Wechselbeziehung dieser Elemente mit der horizontalen sozialen Schichtung und den verschiedenen vertikalen Unterscheidungen, die die Athener von den übrigen Griechen und den Barbaren, die Römer von den Nicht-Römern und die Männer von den Frauen trennen, hervorgehoben.
Der äußerst dichte Schreibstil von M. Humbert und die nervöse Komposition des Textes unterstützen ein klares Denken. Das Werk präsentiert eine bemerkenswerte innere Kohärenz aufgrund der einwandfreien Integration seiner thematischen Elemente sowie der Erreichung eines nahezu idealen Gleichgewichts zwischen Analyse und Synthese.
Daher ist diese Abhandlung vielschichtig und mehrschichtig, aber nicht übermäßig komplex oder unverständlich. Sie ist so umfassend, dass sie den potenziellen Kritiken und Vorbehalten des Lesers gegenüber den individuellen Perspektiven, Interpretationen und Positionen des Autors weichen muss, um dem sich allmählich entwickelnden Bewusstsein Platz zu machen, dass dieses Buch ein System zum Lesen der griechisch-römischen Antike sowie einen Schlüssel zum Verständnis des Übergangs von letzterer zum Neuen Rom, dem Byzantinischen Reich, bietet. Diese beiden Eigenschaften allein würden ausreichen, um es zu den bedeutendsten Beiträgen zur modernen Geschichtsschreibung zu zählen.