Es gibt nur eine primäre philosophische Frage, die zweifach ist: Was sind wir und was möchten wir werden, aber auch eine Metafrage: Warum möchten wir das und wie können wir letztendlich dazu werden. Das zeitlose, offene Spiel zwischen Sein und Werden ist das Wesen der Frage nach Authentizität - sowie das, was du beinhältst und was dich beinhaltet, ist der Anfang der Erforschung der Frage nach Authentizität.
Die große Verkündigung der Moderne ist nichts anderes als die der Freiheit. Allerdings beruht ihre Verwirklichung vielleicht nicht nur auf einer Vorstellung von irgendeiner Form von Rationalität und/oder Historizität, sondern der Weg dorthin öffnet sich durch eine erneuerte Vorstellung von Kreativität und Authentizität.

Die Mehrheit der Denker identifiziert entweder Authentizität mit Autonomie oder betrachtet eine als eine wesentliche Bedingung für die Erreichung der anderen, jedoch wird eine klarere Unterscheidung zwischen ihnen und eine Überarbeitung ihrer Beziehung - in den Bereichen des Realen (Materiellen) und des Hyperrealen (Digitalen) - notwendig. Authentizität-als-Kreativität - befreit von der Notwendigkeit eines inneren Selbsts und mit originellen Aspekten wie Mit-Authentizität und Iso-Authentizität - kann ein sozialpolitisches, ästhetisch-künstlerisches und ethisches Ideal sein, das letztendlich einen Durchgang bieten kann, jenseits der Sackgassen der Spätmoderne, um die Frage zu beantworten: Was macht ein persönliches und kollektives Leben gut und wie ist es möglich, es zu führen?