In den letzten Jahrzehnten hat die Neurowissenschaft bedeutende Fortschritte bei der Erforschung der Struktur und Funktion des Gehirns gemacht. Es ist mittlerweile gut etabliert, dass alles, was wir sind, denken, fühlen, lernen und durch unser Verhalten und unsere Sprache zum Ausdruck bringen, eine Äußerung der Funktionsweise unseres Gehirns in ständiger Interaktion mit den anderen Organen des menschlichen Körpers und durch den Körper mit allem ist, was es umgibt, sowohl aus physischer und chemischer Sicht als auch aus Sicht der familiären, sozialen und kulturellen Umgebung. Für viele Neurowissenschaftler ist es an der Zeit, dass das im wissenschaftlichen/Forschungsbereich angesammelte Wissen darüber, wie Menschen lernen, welche Faktoren den Lernprozess erleichtern oder behindern, in den Bildungsbereich einfließt, damit die Unterrichtspraxis auf den sicheren Erkenntnissen der neurowissenschaftlichen Forschung zum Gehirn basieren kann. Und das ist die Rolle, die die Neurobildung anstrebt.
In seinen 22 Kapiteln diskutiert dieses Buch die Bedeutung von Emotionen, Aufregung und Empathie, die katalytische Funktion der Neugierde, die Mechanismen der Aufmerksamkeit, wie das Gehirn Wissen erwirbt und Erinnerungen festigt, die zirkadianen Rhythmen und viele andere Parameter, die den Lern- und Lehrprozess entscheidend beeinflussen. Es ist kein strenges Handbuch, sondern ein programmatischer Text, eine Leinwand, auf der das Wissen zusammengefasst ist, auf dem eine neue Bildung basieren kann, die den Menschen als biologische und soziale Einheit in den Mittelpunkt stellt.