Die Analyse der neo-feudalen Verfassung als Entwicklung der verfassungsrechtlichen Deregulierung erforscht den axiologisch rückläufigen Verlauf des modernen europäischen Verfassungsrechts aufgrund der Wiederbelebung von Mustern oder Motiven des mittelalterlichen Feudalismus. Dies sind Muster oder Motive, die das moderne Verfassungsrecht nicht vollständig überwunden hat und die im Rahmen neoliberaler Politiken der Marktliberalisierung und des internationalen Handels, der Europäisierung des nationalen Rechts, der Entwicklung der Technologie und der aufeinanderfolgenden Krisen der letzten Jahre wiederbelebt wurden. Unter diesen Mustern oder Motiven sticht die Lehre der geteilten Souveränität hervor, ebenso wie die Desorganisation der öffentlichen Gewalten, die Vermehrung der Konflikte zwischen mehrstufigen Machtzentren, die ständige Suche nach konjunkturellen politischen Kompromissen, die Begrenzung der Möglichkeit des sozialen Aufstiegs von Einzelpersonen in einem Zustand von Frieden, Sicherheit und Meritokratie, der Übergang von einem auf Recht basierenden Regierungssystem zu einem auf konventionellen Bindungen von Glauben und Abhängigkeit basierenden Governance-System, die Ausweitung der Instrumentalisierung des Rechts, die zunehmende Privatisierung öffentlicher Gewalten, die sich in den letzten Jahren sogar auf den Anspruch der verfassungsrechtlichen Macht selbst durch verstärkte private Machtzentren erstreckt, die Hybridisierung von öffentlichem und privatem Recht, die Fluidisierung des Rechts, das heutzutage als verwurzelt in den gemeinsamen Traditionen europäischer Staaten angesehen wird und einer kontinuierlichen Verhandlung durch eine Gemeinschaft von Interpreten unterliegt, die in einem Zustand ständiger Notlage vergeblich um das Privileg kämpfen, das letzte Wort zu haben, sowie die Schwächung der richterlichen Gewalt zugunsten eines "Klerus", der heute einen technokratischen Charakter hat und sich mit Hilfe der Medien und sozialer Netzwerke den Titel des authentischen Interpreten des Rechts aneignet