Gewinner des Palestine Book Award

Nahr ist im Würfel eingesperrt: neun Quadratmeter glänzender grauer Betonblock, ohne Zeit, dessen Muster aus Licht und Dunkelheit nichts mit Tag und Nacht zu tun haben. Journalisten besuchen sie, kommen aber nicht weiter; denn Nahr wird ihnen ihre Geschichte nicht erzählen.

Die Welt draußen nennt Nahr eine Terroristin und eine Hure; manche könnten sie eine Revolutionärin oder eine Heldin nennen. Aber die Wahrheit ist, Nahr war schon immer vieles und hatte viele Namen.

Sie war ein Mädchen, das früh und schmerzhaft lernte, dass Liebe eine Art Verzweiflung ist, wenn man ein Bürger zweiter Klasse ist; sie lernte vor allem zu überleben.

Sie war ein Mädchen, das in den falschen Schuhen nach Palästina ging und ohne es zu suchen, im Keller eines ramponierten Schönheitssalons das fand, was ihr immer gefehlt hatte: Zweck, Politik, Freunde. Sie fand einen dunkeläugigen Mann namens Bilal, der ihr beibrachte, Widerstand zu leisten; der versuchte, sie zu retten, als es bereits zu spät war.

Nahr sitzt im Würfel und erzählt ihre Geschichte Bilal. Bilal, der nicht da ist; Bilal, der vielleicht nicht einmal mehr lebt, aber der ihr einziger Grund ist, herauszukommen.