"Denn am Ende, egal wie viel es uns kostet, jede Frau wird irgendwann in ihrem Leben betrogen. Es ist wie die Menopause, sie kann etwas früher oder später kommen, aber niemand entkommt ihr."

Mit dieser Aussage akzeptiert Inés, die Protagonistin von Claudia Piñeiros Roman Für Immer Dein, die Enthüllung der Untreue ihres Mannes. Sie, eine Hausfrau der oberen Mittelschicht, hat bereits viele Dinge akzeptiert. Die Gleichgültigkeit und den Mangel an Zuneigung ihres Mannes, das Fehlen von Liebe in ihrem Leben, ihre schmollende und ständig kritische Teenager-Tochter, die unaufhörliche Kritik ihrer eigenen Mutter, das Verlassenwerden durch ihren Vater. Der einzige Ausgleich für all diese wiederholten Frustrationen ist das Bild einer glücklichen Familie. Ein Bild, das nur in ihrem eigenen Kopf existiert und hauptsächlich auf den materiellen Vorteilen basiert, die ihre Rolle als Ehefrau sichert.

Um dieses kostbare Bild intakt zu halten, wird Inés so weit gehen, ein Verbrechen zu begehen, ohne zu zögern, ohne Schuld oder Reue zu empfinden. Kalt und berechnend wird sie das Defizit ihrer Seele und ihres Gewissens hinter der patriarchalischen Erzählung der unermüdlichen Ehefrau und Mutter tarnen, die sich um alle kümmert und sich für ihre Lieben opfert.

Piñeiros ätzende Prosa schafft eine lebendige literarische Darstellung der kalten Wut einer verschmähten Frau und gleichzeitig eine humorvolle, sarkastische, aber chirurgisch präzise Zergliederung der oberen Mittelschicht Argentiniens.