Ein abgenutzter Tisch, einige hölzerne oder bleierne typografische Zeichen, eine Presse wie die, die Gutenberg verwendet haben könnte: Das ist die Werkstatt von José Francisco Borges im Dorf Bezerros im Nordosten Brasiliens, im Hinterland. Der Geruch von Tinte und Holz. Die hölzernen Platten warten auf ihren Einsatz, während die frischen Gravuren, die gerade Form angenommen haben, zum Trocknen an den Drähten hängen.

Ich gehe in seine Werkstatt, um eine Zusammenarbeit vorzuschlagen. Ich erkläre ihm meinen Plan: seine eigenen Bilder, seine Gravuren und meine eigenen Worte. Er bleibt still. Ich rede weiter, erkläre, gebe Erklärungen. Und er, nichts.

Und so geht es weiter, bis ich plötzlich bemerke, dass aus meinen Worten die Musik fehlt. Ich blase in eine kaputte Flöte. Was nicht geboren wurde, kann nicht erklärt werden, es kann nicht wahrgenommen werden:
man spürt es, man fühlt es sich bewegen, nur wenn es springt. Dann höre ich auf zu erklären und fange an zu erzählen. Ich erzähle ihm die Geschichten mit den faszinierenden und schrecklichen Dingen, die ich gesammelt und aufzeichnen möchte, den Stimmen all derer, denen ich auf meinem Weg begegnet bin, den Träumen, die ich im Wachzustand hatte, den wirren Ereignissen und Wahnvorstellungen, die Wirklichkeit wurden, den umherirrenden Worten, die ich gefunden habe oder die mich gefunden haben.

Ich erzähle ihm die Geschichten, und so wurde dieses Buch geboren.

Die Worte reisen: ein eigenständiges, "magisches" Buch von Eduardo Galeano, in dem das erste Wort nicht Geschichte, sondern Mythos ist. Galeano taucht ein in die Welt der Volksphantasie und erzählt uns Mythen und Legenden von gestern und heute, spricht über die Geheimnisse des Lebens, über Leben und Tod, über Liebe und Hass, über Männer und Frauen, über Gott und den Teufel, über Musik und Stille, über Worte und Dinge, über Erinnerung und Vergessen... und mit dem gemeinsamen Nenner all dieser Geschichten, der Reise, die den Titel des Buches rechtfertigt. Und in den Mythen fügt er einige "Fenster" der Reflexion ein, die immer mit dem Satz "Ein paar Worte über..." beginnen und als indirekte, literarische Kommentare zu den Mythen fungieren.

Als Begleiter bei diesem Unterfangen hat Galeano den populären Graveur José Francisco Borges, der visuell dieselbe Sprache spricht wie Galeanos Geschichten: eine raue, abgelehnte, direkte und reine Sprache.