Das Telefon klingelt hartnäckig im Haus des älteren Schriftstellers Jean Dardagan. Ein Fremder möchte sein verlorenes Tagebuch zurückgeben.

Dardagan wird den Fremden in einem Café treffen und von diesem Moment an wird eine Reise in die Vergangenheit beginnen. Die Erinnerung wird ihn zurück in die Nachkriegszeit mit ihrer düsteren Atmosphäre führen, in der der siebenjährige Jean Dardagan, von seiner Mutter verlassen, dank der Fürsorge eines Kreises von Kleinkriminellen, Spielern und Mädchen aus den Pariser Kabaretts überlebt, aber hauptsächlich dank der zweiundzwanzigjährigen Anni Astran, einem Mädchen aus den Randgebieten der Nachtclubs, das sein Leben mit einem endlosen Spiel der Begierden heimsuchen wird, das in den frühen 1950er Jahren beginnt und im Sommer 2013 endet.

Das Film-Noir-Szenario und Paris sind in diesem Buch von Patrick Modiano ebenso präsent wie das quälende Gefühl einer unbewussten Schuld, die wie eine ansteckende Krankheit an dem Kind haftet, das am Rande der Geschichte aufgewachsen ist und von Halbwahrheiten, armen Teufeln und gutmütigen Gangstern in den Schlaf gewiegt wurde.

Die Details, die Daten, die Ortsnamen, die Straßennamen, die erwähnt werden, reichen nicht aus, um die Vergangenheit in ihrer Gesamtheit ans Licht zu bringen, und die erlebte Realität bleibt unsicher, geheimnisvoll, manchmal bedrohlich. Aber Modiano hatte es im Voraus gesagt: "Ich kann die Realität der Ereignisse nicht geben, ich kann nur ihren Schatten präsentieren."