Es war einmal, da beschloss ich zu sterben. Langsam aber stetig und ohne es zu merken, grub ich im Laufe der Jahre mein eigenes Grab, schaufelte jeden Tag ein bisschen Erde, leerte jeden Tag ein bisschen Leben aus. Und alle lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage, und wir lebten noch besser. Fast. Ich lebte; trotz meiner unbestreitbaren Bemühungen, das Gegenteil zu erreichen. Aber nicht gut. Und sicherlich nicht besser.
"Wie hast du Anorexie bekommen?" fragen sie mich manchmal. Mein Verstand wird für ein paar Sekunden taub. Wie habe ich Anorexia nervosa bekommen? Ich habe sie nicht bekommen. In meinem Kopf impliziert das Wort "bekommen", dass mir etwas zufällig, unfreiwillig, ohne es zu suchen oder ihm zuzustimmen, passiert ist. Aber mir ist nichts Zufälliges passiert, ich bin nicht aus Versehen krank geworden. Ich habe keine Anorexie bekommen. Ich habe sie gewählt.
Das ist meine Geschichte. Die Geschichte eines völlig gewöhnlichen Mädchens, wie so viele andere, das im Treibsand versank, ohne zu wissen, wo sie sich festhalten sollte, um herauszukommen und sich zu retten. Die Geschichte einer jungen Frau, die dazu verdammt war, in einem Gefängnis aus Spiegeln, in Lügen und Schmerz, in Selbstexil zu leben. Ewig gefroren, ewig hungrig. Ganz allein. Ich selbst habe mich zu lebenslanger Haft verurteilt. Ich entschied, dass mein Leben keinen Wert und keine Bedeutung hatte. Ich versuchte, Anastasia zu töten. Ich hasste sie und wollte, dass sie um jeden Preis stirbt. Aber plötzlich geschah etwas Seltsames, etwas Unerwartetes. Kurz bevor ich Erfolg hatte, änderte ich meine Meinung.