Die sexuelle Orientierung der meisten Menschen ist heterosexuell: ihr romantisches Interesse gilt Personen des anderen Geschlechts. Allerdings haben ein bemerkenswerter Prozentsatz von Menschen, in der Regel etwa 5-10%, eine homosexuelle sexuelle Orientierung. Warum passiert das? Worauf ist das Phänomen der Homosexualität letztendlich zurückzuführen?

Die Suche nach Antworten wurde immer von Vorurteilen und Missverständnissen getrübt, wie zum Beispiel der Glaube, dass Homosexualität eine heilbare Krankheit oder eine Lebensstilwahl ist. Der erste Versuch, das Phänomen rational anzugehen, basierte auf der Idee, dass die sexuelle Orientierung beim Menschen in der Kindheit durch Erziehung und soziales Umfeld geprägt wird. Diese Ansicht ist heutzutage am weitesten verbreitet.

Jedoch hat die jüngste Entwicklung der Biologie und Neurowissenschaften einen völlig anderen Ansatz ermöglicht. Homosexuelle Individuen haben während ihrer embryonalen Entwicklung und unmittelbar nach der Geburt eine ungewöhnliche endokrine Umgebung erlebt, die nicht nur zu ihrer spezifischen sexuellen Orientierung, sondern auch zu Unterschieden im Verhalten und in der Physiologie geführt hat. Laut Jacques Balthazart, Autor des Buches und führender Verfechter dieser speziellen Sichtweise, ist Homosexualität keine Frage der Wahl, sie ist keine Krankheit oder Störung und sie ist auch nicht auf gleichgültige Eltern oder ein problematisches soziales Umfeld zurückzuführen. Es ist eine weitere Manifestation biologischer Vielfalt.