Die Geschichte des Großinquisitors, obwohl sie nur eine Episode von Dostojewskis "Die Brüder Karamasow" ist, hat die exklusive Aufmerksamkeit von Philosophen, Theologen, Politikern und natürlich Kritikern auf sich gezogen. Seine Betrachtung trat mit dem erschreckenden Impuls des europäischen Nihilismus von Nietzsche in das 20. Jahrhundert ein, der behauptete, dass der "Zusammenbruch" aller Werte das albtraumhafte Schicksal des europäischen Menschen bestimmen würde. Dostojewski sah mit Entsetzen diesen Nihilismus auf dem Rücken des Rationalismus galoppieren und stellte sich dem tiefen, unvernünftigen Glauben der Orthodoxie gegenüber dem albtraumhaften Schicksal des Menschen im Allgemeinen entgegen.

Die Intellektuellen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts spürten es, aber nur wenige flüsterten etwas. Die meisten näherten sich dem Thema aus ethischer oder theologischer Perspektive, aber das eigentliche Problem, das der Großinquisitor aufwirft, ist nicht theologischer Natur - es ist politisch. Die Fragen, die er aufwirft, beziehen sich auf die Fähigkeit des Menschen, ein gerechtes Leben aufzubauen. Wie ist dies möglich? Durch Glauben oder durch die erzwungene Aufzwingung von Ideen? Durch Liebe oder durch Gewalt? Von den Massen oder von den Führern? Vom Volk oder von der Macht?